Das Praktikum im Fach Sozialwesen

Praktikum in der 8. und 9. Klasse

  • in einer sozialen Einrichtung, z.B. in
    • Kindergärten
    • Altenheimen,
    • Einrichtungen für Behinderte, …
  • 1 Woche während der Schulzeit
  • Praktikumsbericht

An dieser Stelle einige Eindrücke und ein ausführlicher Praktikumsbericht:

Mein Praktikum im Kindergarten

1. Meine Erwartungen an das Praktikum

Im Hinblick auf das Praktikum erwarte ich, dass ich von den Erzieherinnen gut aufgenommen und akzeptiert werde. Außerdem möchte ich viele Erfahrungen sammeln und mir das Berufsleben eines Erziehers gut vorstellen können. Zudem erwarte ich, dass ich viel dazulerne und auch gesagt bekomme, was ich falsch mache und wie es zu verbessern ist. Ich hoffe auch, dass mich die Kinder mögen und ich mich gut in den Alltag des Kindergartens einbringen kann und allen Aufgaben, die mir gestellt werden, gewachsen bin. Insgesamt möchte ich bei meiner Praktikumsstelle einen guten Eindruck hinterlassen und den Kindern ein gutes Vorbild sein.

2. Informationen zur Einrichtung
Der Kindergarten
Der Kindergarten wurde 1989 einstöckig ohne Unterkellerung gebaut. Der Baustil ist dem fränkischen angeglichen, daher ist in die Außenfassade ein schönes Fachwerk mit eingearbeitet und der Giebel wurde mit Holz verschalt. Der Kindergartenbau passt sehr gut in das Gesamtbild des Dorfes Offenhausen. Im Winter 1995 wurde ein früherer Abstellraum im Obergeschoss als dritte Gruppe ausgebaut, seit April 1996 hat der Kindergarten drei Gruppen. Vor dem Kindergarten befindet sich ein großer Parkplatz, der seit Juli 2005 durch ein Tor abgeschlossen werden kann und dadurch als Spielfläche genutzt werden kann.

Die Gruppenräume

In den beiden Gruppenräumen in Erdgeschoss (Sonnen- und Mondkinder), hat man Platz für je 25 Kinder. Die Räume sind ausgestattet mit einer Bauecke, einer Leseecke, einem Maltisch, einem Basteltisch sowie zwei Tischen zum Spielen. Außerdem befindet sich in jedem Gruppenraum eine zweite Ebene, die als Puppenwohnung und Kuschelecke genutzt wird. Der Intensivraum, der zwischen den beiden Gruppenräumen liegt, wird gruppenübergreifend genutzt. Dieser Raum wird „Märchenzimmer“ genannt und wird in unterschiedlicher Weise hergerichtet. Im Erdgeschoss befinden sich das Leiterinnenzimmer, die Küche, ein Abstellkämmerchen, ein Waschraum und die Personaltoilette. Der dritte Gruppenraum (Sternenkinder) befindet sich im Obergeschoss und ist durch eine Holztreppe im Eingangsbereich mit dem Erdgeschoss verbunden. Die Ausstattung ist wie in den anderen Gruppen, allerdings sind die Wände in diesem Raum schräg, daher ist die Grundfläche kleiner. Diese Gruppe ist für 22 Kinder freigegeben. Diese Kinder haben die Möglichkeit das Regenbogenzimmer (Intensivzimmer im Obergeschoss) und den Turnraum zu nutzen. Im Obergeschoss befinden sich außerdem ein Intensivraum (Regenbogenzimmer) der Turnraum, das Teamzimmer, ein Waschraum und ebenfalls eine Personaltoilette. Insgesamt macht es den Eindruck, als ob der Kindergarten großen Wert darauf legt, die Räume kindgerecht, gemütlich, einladend und freundlich zu gestalten und entsprechend zu schmücken. Vor allem die Kinder sollen sich wohl fühlen und täglich gerne die Einrichtung betreten.

3. Berufsbild
Ausbildung
Ein mittlerer Bildungsabschluss und eine berufspraktische Vorbildung sind die Voraussetzungen für Ausbildung zum Erzieher, die 5 Jahre dauert.
Ein/e Erzieher/in hat die Möglichkeit sich in folgenden Bereichen weiter zu bilden:
Ausdrucksgestaltung
Elementare Musikpädagogik
Entspannungspädagoge
Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen
Frühkindliche Entwicklung
Gesprächsführung für Leiterinnen und Leiter in Kindertageseinrichtungen
Gesundheitspädagoge
KLAX – Fachpädagogin
Meditations- und Entspannungstherapie
Life-Balance-Berater
Motopädie
Naturspielpädagogik
Pädagogin für Sprech- und Sprachkompetenz für Kinder
Psychomotorik
Punkt-Genau-Coaching
Theaterpädagogik
Trainer/in Kinderfitness

4. Mein Tagesablauf
Da jeder Tag meines Praktikums relativ gleich ablief, habe ich den allgemeinen Tagesablauf insgesamt zusammengefasst und werde später auf Besonderheiten der einzelnen Tage eingehen.

Das „Freispiel“

Ich musste jeden Morgen um 8 Uhr im Kindergarten sein. Nicht viel später werden dann auch schon die ersten Kinder von ihren Eltern gebracht, und freundlich von den Erziehern entgegen genommen. Bis 09:30 Uhr dürfen die Kinder dann selbst entscheiden, was, wo und mit wem sie spielen wollen. Die Erzieher erklären mir, dass dieses „freie Spielen“ dem Kind ermöglichen solle, sich selbst ganzheitlich emotional, sozial, intellektuell und körperlich zu fördern. Die Kinder lernen in den von ihnen selbst gewählten Spielhandlungen alle Fähigkeiten, die sie brauchen, um in ihrer Lebenssituation Probleme zu verarbeiten und Handlungsstrategien zu entwickeln, die sie in ihrer Selbstständigkeit unterstützen. Das Spiel gibt Kindern Kraft und Sicherheit. Kinder, die ausgiebig und viel spielen, fördert ihre Aufmerksamkeit, ihre Konzentrationsfähigkeit, ihre Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit, ihre Belastbarkeit, ihre Sprachfertigkeit , ihre Intelligenz, ihre Kreativität und ihr Selbstbewusstsein.

Die Aufgaben des Erziehers im „Freispiel“
Mir wurde erklärt, wie ich mich in dieser „Phase“ in die Gruppe einbringen sollte. Meine Aufgaben bestanden darin, die Gruppe vor allem zu beobachten, die Bedürfnisse der einzelnen Kinder zu erkennen, meine Hilfe anzubieten (es war allerdings gar nicht so leicht, zu erkennen, wann das Kind Hilfe braucht und will und wann nicht), Trost zu Spenden, bei Konflikten einen Lösungsvorschlag einzubringen, auf die Persönlichkeit und Kreativität des einzelnen einzugehen und zur Eigenständigkeit zu erziehen.

Das Aufräumen
Nach dem „Freispiel“ wird mit einem Lied, das alle mitsingen, das Aufräumen angekündigt. Jedes Kind hat hier seinen zuletzt besuchten Spielort aufzuräumen. Dieses gemeinsame Aufräumen soll sich als eine Sinnesschulung darstellen, den Sauberkeitssinn fördern, das Verantwortungsbewusstsein stärken und die Selbstständigkeit schulen.

Das gemeinsame Frühstück
Danach wird gemeinsam gefrühstückt, jedes Kind muss sich vor dem Essen die Hände waschen, und sich anschließend seine Tasse beim Erzieher abholen. Dann setzen sich alle Kinder an die Tische und essen nach einem Tischspruch oder -gebet ihre mitgebrachte Vesper. Die Erzieher frühstücken an einem separaten Tisch, von dem aus man aber die ganze „Meute“ gut im Blick hat. So können wir ohne Probleme eingreifen wenn es irgendwelche Schwierigkeiten (z.B. beim Mandarine schälen) oder ähnliche Probleme gab.

Der Gesprächs- bzw. Morgenkreis
Nach dem Frühstück wird zum Morgenkreis bzw. Gesprächskreis gerufen. Die Erzieher beschrieben mir diesen Kreis als „Kinderkonferenzzeit“, in der wichtige Themenbereiche besprochen, demokratische Abstimmungen geübt, Lieder gesungen, Fingerspiele oder Sprüche gelernt und aktuelle Themen, die für die Kleinen interessant sind, besprochen werden. Zudem werden noch Sinnes- oder Stilleübungen gemacht und „Englisch“ oder Zahlenspiele gelernt.
Dieser Gesprächskreis hat folgende Zielsetzung:

  1. Sprachkompetenz entwickeln (Sätze bilden, Erzählen von Erlebtem, Förderung der Sprachbereitschaft), Ausdrucksfähigkeit in Spiel und Sprache fördern, Merkfähigkeit wird verstärkt, Grundwissen wird vertieft
  2. Sozialerziehung (Abwarten und Rücksicht nehmen beim Erzählen eines anderen Kindes)
  3. Demokratische  Erziehung  (jeder darf seine  Meinung  und  Gefühle wertfrei äußern)
  4. Schulung der Sinneswahrnehmung
  5. Förderung der Konzentrationsfähigkeit
  6. Vermittlung von mathematischen Grundkenntnissen
  7. Interesse an Neuem wird geweckt

Die verschiedenen „Freispielmöglichkeiten“
Nach dem Morgenkreis dürfen die Kinder wieder frei spielen. Hierbei bieten sich ihnen die verschiedenste Angebote, Ecken, und Räume zum spielen:

  1. Die Bauecke (dazu gehören Lego, Nobber, Holzbausteine, Eisenbahn, Legeplatten usw.): In dieser Ecke sollen die Kinder Farben und Formen kennen lernen, Mengen erfassen, Konstruktionen ausprobieren und ihre Fantasie fördern.
  2. Der Mal- und Basteltisch (dazu gehören Scheren, Tonpapier, Stifte, Kleber, Mandalas usw.): In diesem Bereich kann das Kind frei und kreativ arbeiten. Die Fantasie wird gefördert, feinmotorische Fähigkeiten werden geschult, Kreativität gefördert und der Sinn für schönes geweckt.
  3. Das Märchen- bzw. Musikzimmer: Dieser Raum bietet den Kindern die Möglichkeit zu kuscheln, sich auszuruhen, zu lesen, zu ruhen, sich zu entspannen, und intensiv Musik zu hören usw. Außerdem wird der Raum oft zu angeleiteten Beschäftigungen genutzt, z. B. der Märchenstunde, einer Bilderbuchbetrachtung usw. Die Ziele sind hier Stille- und Konzentrationsförderung, Entspannung, Warnehmungsförderung, geförderte Sinneswahrnehmung.

5. Resümee
Mir hat es bei meiner Praktikumsstelle sehr gut gefallen. Auch wenn der erste Tag etwas gewöhnungsbedürftig war, da ich ja niemanden kannte und ganz neu war. Doch diese „unwohlen Gefühle“ ließen schon nach wenigen Stunden im Kindergarten nach. Die freundlichen Erzieherinnen zeigten mir alles und beantworteten mir all meine Fragen, die wirklich umfangreich waren. Und am zweiten Tag war ich schon richtig mit eingespannt und bekam einen sehr guten Einblick in das Berufsleben. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre jetzt in der Schule, da es schon immer ziemlich laut war, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt und hätte die „Kleinen“ am liebsten nie wieder hergegeben. Ich war fasziniert von dieser kameradschaftlichen, netten und hilfsbereiten Umgangsweise von Kind zu Erzieher, die so anders war, als bei mir damals im Kindergarten.
Außerdem habe ich im Umgang mit Kindern viel dazu gelernt. Warum, möchte ich kurz mit einem Fallbeispiel schildern. An einem Morgen im Kindergarten hat der kleine Timo seine Erzieherin geschlagen. Die Erzieherin hatte gleich eine Kratzspur in ihrem Gesicht. Der Kleine hat so geschrieen und in deren Bauch gehauen, dass sie verzweifelt geweint hat und ihre ganzen Tricks und Versuche, ihn zu ermuntern, nichts halfen. Aber dann kam der Praktikant Andi und nahm Timo auf den Arm, ging mit ihm in ein ruhiges Eck des Zimmers und setzte ihn sich auf den Schoß. Er redete viele Minuten in einem ruhigen Ton mit ihm, erzählte ihm eine Geschichte von einer „Motzkuh“, die sich wohl in seinem Schuh versteckt hatte, und wegen der er wohl so aggressiv sei. Anschließend schüttelten die beiden zusammen die „Motzkuh“ aus seinem kleinen Hausschuh und Timo war wie ausgewechselt und spielte ruhig und gelassen mit seinen Kameraden. Dieser Vorfall hat mich schockiert, da ich gesehen habe, wie die Erzieherin gelitten hat und keine Lösung fand und zugleich auch positiv überrascht und erstaunt, weil Andi es wirklich mit einer fantastischen Geschichte und ruhiger Stimme geschafft hatte, den „wilden Kerl“ zu bändigen.
In diesem Praktikum und speziell in diesem eben geschilderten Fall habe ich gelernt, dass Erzieher keinesfalls ein „kinderleichter“ Beruf ist. Ganz im Gegenteil, man muss viel Geduld und Stärke beweisen und immer in schweren Situationen die richtige Idee für eine passende Geschichte oder Lösung haben, man muss sich nett aber doch selbstbewusst durchsetzen können und immer ein offenes Ohr haben. Ich selbst habe gemerkt, dass ich am meisten Probleme hatte, etwas nicht zu erlauben, streng zu sein. Trotzdem bin ich begeistert von diesem Beruf und zeige den Erziehern, die das jeden Tag bewältigen, meinen vollsten Respekt.