Lichterkette

Die Pflicht des Überlebenden


HERSBRUCK — „Ihr seid nicht an dem schuld, was passiert ist, aber ihr seid dafür verantwortlich, dass es nie wieder geschieht!“ Bocchetta links sitzend, Foto: D.Heinz

Die Worte von Vittore Bocchetta (sitzend, links) beeindrucken die Schüler der neunten Klassen der Johannes-Scharrer-Realschule. Zum wiederholten Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges besucht der 97-jährige Italiener Hersbruck, wo er im Konzentrationslager eingesperrt war. Als einer von 21 politischen Gefangenen wurde Bocchetta im Herbst 1944 von Mailand über Flossenbürg nach Hersbruck deportiert. Hier musste er Stollen für die Doggerwerke in die Houbirg schlagen. Auf einem Todesmarsch Richtung Dachau gelang ihm im April 1945 die Flucht. Bis Donnerstag erzählt der Bildhauer und Maler aus Verona Schülern von seinen Erlebnissen im Lager und nimmt an Gedenkfeiern für die Opfer des Nationalsozialismus teil: „Es ist eine besondere Pflicht von uns Überlebenden, die nachfolgenden Generationen aufzuklären.“ Heute findet um 18.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Spitalkirche statt. Dann ziehen die Gottesdienstbesucher schweigend auf der Amberger Straße zur Bocchetta-Skulptur im Rosengarten. Ab 19.15 Uhr bilden Schüler eine Lichterkette an dem Weg, den Bocchetta und Mithäftlinge vor 70 Jahren jeden Tag vom Lager zu den Stollen laufen mussten. Für Bocchetta.wird es ein Gang voller fürchterlicher Erinnerungen: Er läuft die Strecke zum ersten Mal seit damals.
Thomas Wrensch, Pfarrer und Religionslehrer