Ran an den Lötkolben und Schaltungen bauen

An der Realschule beschäftigt sich eine Gruppe mit Elektronik – Hilfe kommt von Pensionär Peter Stadel

Im Herbst 2011 fand sich an der Johannes-Scharrer-Realschule in Hersbruck eine Gruppe von Schülern zusammen, die das Fachgebiet „Elektronik“ zu ihrem Hobby erkoren hat. Seitdem baut und testet sie Schaltungen. Doch weil aller Anfang schwer ist, nahm Pensionär Peter Stadel, der einst selbst Industrie-Elektroniker ausbildete, die Gruppe unter seine Fittiche. „Am ersten Tag des Lehrgangs war es am schwersten, da konnten die Kursteilnehmer nicht einmal löten“, erinnert sich der Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik, der selbst einmal eine Firma für Computer und Messtechnik besaß.
„Nicht nur an Übungsmaterial mangelte es, auch die Lötkolben waren schon in die Jahre gekommen. Und nicht jedem Kursteilnehmer konnten wir einen zur Verfügung stellen“, fügt er hinzu. Stadel war auf Spenden angewiesen. In der Hauptsache plündert er jedoch seinen eigenen reichhaltigen Fundus und füllt damit die „Schatzkiste“. Zufrieden berichtet er: „Inzwischen können wir löten und jeder kann die ersten Versuchsschaltungen für sich alleine bauen.“ Auf Elektronikbaukästen konnte die Gruppe ebenfalls nicht zurückgreifen. Die kosten viel Geld.
Daran mangelt es nicht nur der Hersbrucker Realschule. Daher griff der erfahrene Fachmann auf eine alte Technik zurück, mit der er selbst seine ersten Gehversuche in der Elektronik unternahm. Die notwendigen Messgeräte, wie Digitalvoltmeter, Funktionsgeneratoren, Frequenzzähler und einen Oszillogra-fen, bringt Stadel Woche für Woche aus seiner Werkstatt mit. Unter die Arme griff der Gruppe auch die Elektronikfirma Wiesemann und Theiss aus Wuppertal mit einer großzügigen Spende von Netzteilen.
Fazit des Kursleiters: „Die angehenden Techniker der 8. Klasse bauten inzwischen einen Multivibrator, einen Start-Stop-Oszillator, Frequenzzähler, Teiler, Decoder und Oszillatoren. Sie bauen die Schaltungen zusammen und testen sie. Gleich danach gibt es einen neuen Versuch.“ Im Herbst sollen in neuen Kursen für Anfänger und Fortgeschrittene Verstärker, Netzteile und drahtlose Mikrofone in Angriff genommen werden, so Stadel.

 


Elektronik deckt heute alle unsere Lebensbereiche ab, sowohl in der Raumfahrt, der Unterhaltungselektronik, der Nachrichtentechnik, als auch in der sogenannten „weißen Ware“ wie Spül- oder Waschmaschinen, in Fahrzeugen und sogar in der Medizin. „Die Wirtschaft draußen benötigt Fachkräfte“, appelliert Stadel an die Schüler. „Doch die Anforderungen an Techniker und Ingenieure sind auf dem Gebiet der Elektronik sehr hoch“, weiß er aus eigener Erfahrung und ergänzt: „Es wird Fachkompetenz, Ideenreichtum und konstruktives Denken verlangt. Der Mechatroniker beispielsweise muss sich nicht nur in der Elektronik auskennen, sondern ebenso in der Feinmechanik.“ Schulleiter Herbert Hieke ist stolz und dankbar, dass an seiner Schule an Technik interessierte Schüler erste praktische Erfahrungen sammeln und so auch „ein Berufsbild näher kennen lernen können, das in unserer Wirtschaft von größter Bedeutung ist“.

Ingrid Wilhelmi