Ausgehend von den überlieferten, altbekannten Märchen, die zuvor im Deutschunterricht mit Frau Hüsken behandelt wurden, konnten die Schüler und Schülerinnen ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihr „eigenes“ Märchen zu Papier bringen. Getreu dem Motto von Hans Christian Andersen „Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst“ entwarfen sie Erzählungen, in denen wundersame Wesen die Handlung bestimmten. Im Kunstunterricht bei Frau Maul nahmen sie zusätzlich Gestalt an. Szenen dazu wurden auf vielfältige Weise entworfen. Zeichnungen, Objekte und sogar ein Film entstanden und sorgten dafür, ihr Märchen wie auf einer Bühne lebendig erscheinen zu lassen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Tauchen Sie ein in die Gedankenwelt der Fünftklässler und seien Sie unbesorgt, am Ende siegt auch hier das Gute.
Christiane Hüsken
Die sieben Eulen
von Anna Schlüchtermann
Es waren einmal sieben Eulen, die lebten in einer geheimnisvollen Burg am Fuße des Eulenbergs. Die erste Eule war eine strahlende Schneeeule, die zweite ein lieblicher Waldkauz, die dritte eine herzliche Schleiereule, die vierte eine schlaue Sperbereule, die fünfte war eine verschlafene Waldohreule, die sechste eine kleine Zwergohreule und die siebte ein gemütlicher Steinkauz. In der Gegend lebte auch ein Jäger. Dieser liebte Eulen und wollte alle auf der Welt für sich haben. Eines Tages machte er sich auf den Weg zur Eulenburg, um die sieben Freunde zu fangen. Auf dem Weg dorthin begegnete er vielen Tieren. Das erste Tier war eine süße sprechende Maus, die von dem Jäger gefragt wurde: „ Wo muss ich lang, dass ich zur Eulenburg komme?“ Darauf antwortete die Maus: „Weiter zum großen Stein und dann rechts.“ Der Jäger ging weiter und sah schon von weitem den großen Hügel. Als er endlich oben ankam, hatte er sich auf die nächsten sieben Eulen gefreut, die er mit nach Hause nehmen und in Käfige sperren konnte. Dann schlich er sich langsam in die Burg rein. In der Burg beobachtete er die Eulen beim Spielen. Die Freunde waren so vertieft, dass sie den Jäger nicht kommen hörten. Als er schließlich sein Netz auswarf, um sie alle zu fangen, waren sie so überrascht, dass sie vor Angst erstarrten. Nur die herzliche Schleiereule und der liebliche Waldkauz konnten entkommen. Der Jäger ging glücklich mit seinem großen Fang nach Hause und sperrte die Eulen ein. Der Waldkauz und die Schleiereule hatten sich im Wald versteckt und waren todunglücklich ohne die restlichen fünf Freunde. Also schmiedeten sie einen Plan, um die anderen Eulen zu befreien. Darum flogen sie zu dem Haus, wo der Jäger wohnte. Dort angekommen hörten sie die anderen Eulen schon unglücklich aus den Käfigen schreien. Dann schauten sie, ob das Haus des Jägers ein Dachfenster hatte. Eine Weile später hatten sie eins gefunden und flogen dort hinein. Mit ihrem Schnabel hackten die zwei Freunde so lange an das Käfigschloss, bis dieses aufbrach. Sie befreiten die anderen Eulen. Als der Jäger aus dem Wald nach Hause kam, stürzten sich alle sieben auf den Bösewicht, der Jäger schwor den Freunden für immer mit dem Eulenjagen aufzuhören. Fröhlich flogen die Eulen zurück zu ihrer Burg.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Das Reh mit den silbernen Hufen
von Konstancia Wuckert
Es war einmal ein Mädchen, das hieß Alenka, die anders war als alle anderen. Deswegen wurde sie immer von anderen Kindern gehänselt. Eines Tages wollte sie nicht in die Schule gehen, weil sie Angst hatte, wieder ausgelacht und geschubst zu werden und ging einfach in den Wald. Auf einmal sah sie einen Jäger, der auf ein Reh zielte. Da schrie sie laut: ,,Lauf, lauf weg du kleines Reh!“ Das Reh erschrak und verschwand blitzschnell im Busch. Der Jäger fluchte: ,,Was fällt dir ein, du verscheuchst meine Beute! Was machst du überhaupt hier im Wald?“ Dabei lief er auf sie zu. Alenka bekam Angst und rannte davon. Als sie später merkte, dass sie sich verlaufen hatte, fing sie an zu weinen. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme hinter sich:,, Danke, dass du mich gerettet hast.“ Alenka sah verwundert ein Reh, das davor im Wald war. Nun merkte sie, dass das Reh silberne Hufe hatte, die in der Sonne glitzerten. ,,Ich möchte dir dafür einen Wunsch erfüllen“, sprach das Reh. Alenka erstarrte kurz und dachte, sie träumte, aber trotzdem fragte sie: ,,Kannst du denn wirklich alles erfüllen?“ Das Reh antwortete: ,,Sag mir, was du dir wünschst.“ Nach einer Weile erzählte sie ihre Geschichte, dass sie heute die Schule geschwänzt habe, weil Kinder zu ihr böse gewesen seien. „Sie sagen, ich sei hässlich und fett, keiner will mit mir spielen, ich habe keine Freunde. Ich kann doch nichts dafür, wie ich aussehe, ich fühle mich so einsam. Kannst du einen Zauber aussprechen, dass auf der ganzen Welt kein Kind gemobbt wird und alle zueinander freundlich sind?“ Auf einmal fing das Reh mit seinen silbernen Hufen an zu klappern, Funken entstanden und es glitzerte alles. ,,Geh morgen in die Schule, du wirst sehen, dass morgen alles anders sein wird.“, sprach das Reh. Aber Alenka wusste den Weg nicht mehr, deswegen zeigte das Reh ihr den Weg. Sie verabschiedeten sich und Alenka war sich immer noch nicht sicher, ob sie das geträumt hatte. Am nächsten Tag ging Alenka angespannt in die Schule und merkte sofort, dass der Wunsch in Erfüllung gegangen war. Alle waren nett zu ihr, sie wurde angelächelt und zwei Mädchen fragten sie in der Pause, ob sie zusammen spielen wollen.
Seitdem gab es auf der ganzen Welt kein Mobbing mehr!
Der magische Hirsch
von Emily Bruckner
Es war einmal ein magischer Hirsch, der in einem wunderschönen Wald lebte und Zauberkräfte mit seinem Geweih hatte. Alle Waldtiere liebten ihn. Überall, wo er vorbeikam, wuchsen unzählige Blumen und Blüten. Die Tiere und der Hirsch liebten diese Farbenvielfalt. Aber an einem frostigen Tag entdeckte ein Jäger den Hirsch und wollte ihn unbedingt haben. Also folgte er ihm. Der Hirsch trabte über das kühle, feuchte Moos. Plötzlich hörte er ein unheimliches Knacken. Er lauschte und drehte die Ohren in alle Richtungen, doch nur das Knarren der Bäume war zu hören, ansonsten war alles still, unheimlich still… Der Hirsch schüttelte den Kopf: „Das war wohl doch kein Geräusch!“, murmelte er und ging in den nebeligen Wald hinein. Da hörte er einen ohrenbetäubenden Knall! Das war ein Schuss! Sofort raste der weiße Hirsch los, über Baumwurzeln hinweg und noch schneller. Keuchend blieb er auf einer Lichtung stehen: „Was ist denn los?“, fragte erschrocken Hoppel, der Hase, „ist etwas passiert?“ „Ja“, keuchte der Hirsch, „man hat mich gejagt!“ Hoppel riss seine Augen auf: „Oh nein!“, schrie er. Die beiden trabten und hoppelten auf die große Lichtung zurück, wo alle anderen Tiere warteten: sieben Hasen, sieben Vögel, drei Eulen, zehn Mäuse, zwanzig Rehe und vier Igel. Alle blickten den Hirsch und den Hasen fassungslos an. „Oh nein! Wir stellen ihnen eine Falle!“, schrien alle durcheinander. Doch der Hirsch beruhigte sie: „Noch haben sie mich nicht erwischt!“ Zwei Tage später in der Hütte des Jägers: „Verdammtes Vieh, immer entwischt es mir! Aber wenn ich den Wald abholze, dann hat der Hirsch kein Versteck mehr!“, überlegte er hinterhältig. Da holte er drei Holzfäller und befahl ihnen: „Holzt den Wald ab!“ Die Holzfäller zückten ängstlich die Sägen. Durch den ganzen Wald hörte man das Abholzen. Die Tiere vermuteten, was auf sie zukam. Die Männer wollten ihr Zuhause zerstören. Drei Bäume waren schon gefällt. Da hatte der Hirsch eine Idee: „Ihr lenkt die Holzfäller ab und ich renne weg!“ Alle waren einverstanden und los ging`s! Die Igel, die Mäuse und die Eichhörnchen huschten herum, die Hirsche und Rehe knackten. Die Holzfäller wurden kreidebleich! Doch der Jäger hatte den Hirsch entdeckt! Er folgte ihm! Schnell sprang der Hirsch in ein Gebüsch. Der Jäger schimpfte. Der Hirsch berührte den Jäger mit seinem goldenen Geweih und augenblicklich wurde er in einen Baum verwandelt. Die Holzfäller rannten vor Schreck davon. Denn die Männer hatten nämlich den Jäger gesucht und alles mitbekommen! Der Hirsch und die Waldtiere hatten es geschafft! Alle Bäume wuchsen wieder nach! Ihr wunderschöner Wald war gerettet. Alle waren glücklich!