Der kleine Unterschied

Nun ist es bald soweit! Nur noch wenige Wochen und die Abschlussprüfungszeit der 10. Klassen beginnt. Nach längeren Beobachtungen möchte ich heute einmal zwei verschiedene Lernverhalten vergleichen – der klassische Junge und das typische Mädchen.Unser Lehrer kommt voller Erwartung in unser Klassenzimmer gelaufen und fragt uns mit sehr viel Zuversicht und Hoffnung, wer denn schon alles etwas für die bald anstehenden Abschlussprüfungen gelernt hat. Die ersten Sekunden nach dieser Frage verstreichen mit einem geschockten Schweigen. Dann beginnt das Getuschel unter den Jungs: „Scheiße.. wann waren die nochmal?“ oder „Hast du schon was gemacht? Ne? Ich auch nicht…“und auch „Ach! Bis dahin sind es ja noch Ewigkeiten.“ Die Mädchen jedoch sitzen stolz auf ihren Plätzen und lassen verkünden, dass sie ja schon seit Februar ein wenig üben würden und die Osterferien der Startschuss für das alltägliche Lernen gewesen sei. Eine Diskussion wird eröffnet. Die Männer betiteln die Frauen als kleine Streber und die Mädels werfen den Jungs Sätze an den Kopf, wie: „Hättest du schon gelernt, hättest du jetzt keinen Stress!“ und der arme Klassleiter sitzt kopfschüttelnd auf dem Pult und ist kurz vor dem Verzweifeln. Nach einem lauten Brüller wird die Klasse wieder ruhig und der Lehrer fährt mit seiner Lehrstunde fort, indem er den wilden Haufen nach Lerntipps fragt. Schnippend melden sich ein paar Mädchen und wollen all ihre Büffeltipps an den Mann bringen. Die männlichen Wesen jedoch zeigen wenig Motivation, sich an dieser Runde zu beteiligen. Trotzdem ruft der Lehrer einen seiner Schüler auf. Dieser meint darauf nur: „Lerntipps… das ist was für Mädchen, sowas brauch ich doch nicht. Und außerdem habe ich keine Zeit zum Lernen, ich muss meine Videospiele spielen, einen Computer umbauen, eine Zeitreise machen und den Mond besuchen! Also wirklich.“ Voller Verzweiflung eifert der Lehrer auf das Ende der Klassleiterstunde hin und freut sich, dass er endlich aus diesem Chaoshaufen entlassen wird.

Im folgenden Physikunterricht erklärt der Fachlehrer, ohne etwas aufzuschreiben, wie ein Wasserkraftwerk funktioniert. Nun wird der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen wieder einmal klar. Die Mädels zücken ihren Block und sind damit beschäftigt, alles, was der Lehrer sagt, aufzuschreiben und zu notieren, damit sie es für die Abschlussprüfung beisammen haben und lernen können. Das direkte Gegenteil: Ein paar Jungs sitzen auf ihren Stühlen und denken sich:

„Hmm… nächstes Jahr sollte ich mir vielleicht auch mal einen Block zulegen, also auf der Berufsschule oder der FOS. Obwohl… ach egal. Jetzt schlaf ich erstmal.“, knallen ihren Kopf auf den Tisch und schnarchen eine Runde. Am Nachmittag kommt dann die pansische WhatsApp Nachricht: „Hey! Kannst du mir bitte, bitte die Notizen aus der Physikstunde schicken?“ Mit einem genervten Schnauben wird das Bild von dem Blockblatt geknipst und abgesendet.

Drei Wochen vor der Abschlussprüfung wird dann auch im Fach Mathe intensiv für die Prüfung gelernt. Der Mathematiklehrer sagt an, welche Prüfung gemacht wird und schwups liegen die Übungsbücher auf den Tischen der Mädels. Manche Jungs packen ihre Büchlein aus der Büchertasche, doch ein großer Teil geht leer aus. Was wird gemacht? Ein Buch unter die Dokukamera legen und die Übungen können nun doch noch beginnen. Voller Zweifel merkt der Mathelehrer an, dass es gut wäre, wenn der Rest der Klasse auch ein Übungsbuch mitbringen würde, jedoch sieht es in den folgenden Stunden auch nicht besser aus…

Nach einer langen, langen Vorbereitungszeit kommt die Klasse in die Schule. Während ein paar noch schockiert sind, dass heute Prüfungstag ist, sitzen die Mädchen schon an ihrem ausgelosten Platz. Auf ihrem Tisch stehen drei Flaschen voll mit Wasser, für den Fall, dass sie auf einmal in der Wüste Gobi landen, fünf Äpfel, da Vitamine so gesund sind, und das Denken anregen, eine neongelbe Tupperdose, die alle Mitschüler blendet, voll mit Sandwiches und daneben sitzt ein großer, wuscheliger, knuddeliger Teddybär mit riesigen Knopfaugen. Vergleichen wir das einmal mit dem Tisch eines Jungen:

Ein Stift, wenn es gut läuft noch ein Zweiter zum Ersatz, und eine kleine Flasche mit Cola. Bei der Matheprüfung werden sich sogar einige Fragen: „Taschenrechner… hmmm… wo bekomme ich den denn jetzt her?“

Mal sehen, wie es in vier Wochen läuft… was für ein Typ bist du? Der, der befürchtet, in der Wüste Gobi zu landen, oder derjenige, der nach dem Taschenrechner sucht?