Opernfahrt mal anders

Die Vorfreude auf die diesjährige Opernfahrt ins Staatstheater Nürnberg war groß. Schon am Schuljahresanfang wurde alles geplant und 43 theaterbegeisterte Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 und 10 hatten sich angemeldet. Besonders einige Schülerinnen konnten es gar nicht erwarten, sich in Schale zu werfen und ihre eleganten Kleider auszuführen.

Auf dem Programm stand diesmal die Oper „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti, in der es um die junge Lucia geht, die sich unsterblich in Edgardo verliebt hat, deren Eltern allerdings mit der Wahl ihres Partners so gar nicht einverstanden sind.

Am 23.01.2024 (also zwei Tage vor der Fahrt) wurde tragischerweise klar, dass wegen eines Streiks der Lokführer am 25.01.2024 die Züge nicht planmäßig fahren würden. Deshalb mussten wir schweren Herzens die Opernfahrt offiziell absagen.

Viele der angemeldeten Schülerinnen und Schüler wollten sich aber trotzdem nicht vom Opernbesuch abhalten lassen und suchten nach einer Lösung des Problems: Eltern wurden bekniet, den Transport zu übernehmen und es wurden Fahrgemeinschaften gebildet, so dass am  Abend des 25.01. immerhin die Hälfte der ursprünglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer chic gekleidet und gut gelaunt im Opernhaus Nürnberg eintraf, gespannt auf die Aufführung von „Lucia di Lammermoor“.

Die Beharrlichkeit der Schülerinnen und Schüler hat sich auf alle Fälle gelohnt, denn die Nürnberger Inszenierung der Oper war wirklich sehenswert. Als „Lucia di Lammermoor“ im Jahr 1835 uraufgeführt wurde, war es durchaus üblich, dass eine junge Frau gezwungen wurde, auf ihre Liebe zu verzichten, um stattdessen einen „Freund der Familie“ zu heiraten. Zum Glück haben sich die Zeiten in Europa geändert, aber auch heute gibt es Eltern, die Druck auf ihrer Kinder ausüben – zum Beispiel, wenn sich ihr Kind als homosexuell outet und das nicht in ihr Weltbild passt. Um auf die Not homosexueller Jugendlicher aufmerksam zu machen, hat sich das Nürnberger Regieteam entschieden, aus der Hauptfigur den homosexuellen Luca zu machen, der auf seine Liebe zu Edgardo verzichten soll. Dank dieses Kunstgriffs gelingt es, den Konflikt der Oper stimmig in die heutige Zeit zu übersetzen. Ein Happy End gibt es aber leider auch in dieser Fassung nicht …

Mein herzlicher Dank gilt allen Eltern, die sich kurzfristig bereiterklärt haben, nach Nürnberg zu fahren, und meinen beiden Kolleginnen Frau Bezold und Frau Hezel, die sich ebenso wenig wie ich diesen trotz allem schönen Opernabend entgehen ließen.

Daniela Kohl-Czertzick

Quelle Bild: Staatstheater Nürnberg
Quelle Bild: Staatstheater Nürnberg