Wo war Opa Francesco?

Häftling Nummer 21473

Francesco Moisello, geboren 1905 in Sampierdarena (Italien), war Klempner und schloss sich in Italien dem Widerstand gegen Mussolini an.
Francesco Moisello wird Mitglied des CLN, des „Kommittees der nationalen Befreiung“ gegen den Faschismus und die deutsche Besatzung. Er wirbt um Anhänger und sucht nach Geldquellen und Sachgütern für die Familien von politischen Gefangenen, Deportierten und Partisanen.
Im Juli 1944 wird er verhaftet, als er morgens in die Arbeit kommt. Über das Polizei-Durchgangslager Bozen wird er am fünften September 1944 nach Flossenbürg deportiert, zwei Tage später wird er dort registriert (Nummer 21473). Von dort aus wird er am 30. September gemeinsam mit 600 Häftlingen ins Außenlager Hersbruck überstellt. Dort muss er in den unterirdischen Doggerwerken arbeiten.
Nach weniger als zwei Monaten in Hersbruck stirbt Francesco Moisello am 27.11.1944. Weil es zu dieser Zeit in Hersbruck noch kein Krematorium gibt, wird seine Leiche in Nürnberg im städtischen Krematorium verbrannt und die Urne dort auf dem Westfriedhof in einer Urnensammelgruft bestattet. Die Urne wird im Jahr 1951 auf den Nürnberger Südfriedhof überführt. Von dort aus wird sie im Oktober 1960 auf den Ehrenfriedhof in Flossenbürg umgebettet, Feld L, Reihe 5a, Grab Nr. 5218.
Im Jahr 2008 erfahren seine Enkel Marco und Alessandro nach langem Suchen, dass ihr Großvater in Flossenbürg begraben liegt. Die Enkel haben eine Web-Site im Gedenken an ihren Großvater aufgebaut:

Am 27. Januar waren an unserer Schule die Enkel des ehemaligen Kz-Häftlings, Francesco Moisello zu Gast.
Die beiden Italiener bekamen eine exklusive Führung durch die Ausstellung über das Kz- Außenlager Hersbruck, welche in unserer Aula gastierte.

Die Führung, die auch Lehrer und Schüler mitverfolgten wurde von der Schülerin Gabriella Scocchia und ihrer Mutter ins Italiensche übersetzt.

Francesco Moisello starb 1944 im KZ Hersbruck. Seine Enkel Marco und Alessandro begaben sich vor einigen Jahren auf Spurensuche nach ihrem Opa. Schüler des PPG haben sie dazu interviewt.

Wie haben Sie eigentlich erfahren, dass Ihr Großvater im KZ Hersbruck war?

Dass unser Großvater in einem Konzentrationslager in Deutschland gestorben ist, ist schon mit Sicherheit seit dem Jahr 1945 bekannt, als damals seine Frau, unsere Großmutter, ein Dokument erhielt, in dem erklärt wurde, dass er in Deutschland verstorben sei. Wann und wo wusste man aber nicht. Es hieß aber, es wäre ein „feindlicher terroristischer Angriff“ gewesen. Viele Jahre lang war uns der Ort, wo er starb, unbekannt.

Was konnten Sie bisher alles über das Leben Ihres Großvaters erfahren ? War die Suche nach Informationen schwierig.

 
Die Suche nach Informationen war extrem schwierig, vor allem weil wir nicht wussten, wen wir fragen sollten. Auch wollte unser Vater, Francescos Sohn, den Tod nicht weiter untersuchen und wir respektierten diesen Wunsch. Nachdem unser Vater vor drei Jahren starb, begannen wir langsam Informationen zu sammeln, das Internet war ein wichtiger Teil der Recherche.

Mit welchen Gefühlen kommen Sie nun nach Hersbruck zum Gedenktag am 27. Januar?

Wir sind schon oft in Deutschland gewesen: auf dem italienischen Militärfriedhof in Frankfurt, in Flossenbürg, in Hersbruck vor zwei Jahren, wo wir dank Peter Schön auch den Happurger Berg besuchen konnten. Wir lieben euer Land und kommen immer gerne wieder. Es bewegt uns, wenn wir daran denken, dass an diesem Ort einmal so viele Menschen leiden mussten und wir sind froh, dass wir in Friedenszeit dorthin reisen dürfen.

Gibt es etwas, das Sie den Hersbruckern mitteilen möchten?

Wir möchten gerne das Vergangene in der Erinnerung lebendig halten, damit sich diese Tragödie nicht wiederholt. Wir freuen uns darauf, euch kennen zu lernen.

Svenja Huck, Thea u. Pia Schneider, Katharina Schenk, Q 12, PPG