„Waaas? Haben wir jetzt Geographie?“, „Hätten wir nun nicht die Theateraufführung?“ oder „Ja, ist das Theater jetzt verschoben?“ waren Fragen, die die 5d zu Beginn der 5. Stunde am Dienstag, den 21.12.2021, an die Lehrkraft richtete, welche jedoch ungerührt mit der Wiederholung des Stoffes aus der vergangenen Stunde fortfuhr.
Plötzlich jedoch klopfte es an der Tür und eine Putzfrau stürmte wutentbrannt herein. Sie wollte von der Klasse wissen, wer ihren Putzwagen vollgemüllt hatte. So könne sie nicht arbeiten! Nach anfänglichem betretenem Schweigen kamen einige Hinweise oder Vermutungen aus der Klasse und die ersten Schülerinnen und Schüler merkten, dass sie schon mitten im Theaterstück waren. Nach und nach packte Manuela, so hieß die Reinigungskraft, die von Christine Mertens gespielt wurde, den Müll aus und ermittelte zusammen mit der Klasse mögliche Täter. Indizien wurden besprochen und verleiteten wahrscheinlich nicht nur Manuela zum Träumen – wie etwa das Holzschwert oder die Europakarte. Dennoch fand sich kein konkreter Hinweis auf den Täter oder die Täterin.
Erst als ein weiteres „Müllstück“ aus dem Putzwagen sich als Klappzelt entpuppte, in dem sich ein Log-Buch aus dem vergangenen Lockdown befand, erfuhr die 5d, dass wohl ein Kind, das in der Corona-Zeit zu lange zuhause bleiben musste und die Schule mit allem Drum und Dran sehr vermisste, der Mülltäter sein musste. Das Kind hatte Sachen, mit denen es sich sicher fühlt, in die Tasche gepackt, um für die nächste mögliche Lockdownphase gerüstet zu sein. Es traute sich ganz schön viel, wollte es doch kein Homeschooling mehr mitmachen, sondern den Spieß umdrehen und es zu Schoolhoming umfunktionieren. Keine lange Zeit mehr ohne Freunde – ein Tatmotiv in Form eines Vorhabens, das ganz schön viel Mut beweist! Diesen Mut fand auch die Putzfrau Manuela bemerkenswert, sodass sie dem Übeltäter – ohne ihn zu kennen – verzieh.
Im anschließenden Gespräch mit der Klasse stellte sich auch heraus, dass die Kontaktbeschränkung für die Kinder in der 5d tatsächlich das Negativste am Lockdown war, auch wenn das längere Schlafen morgens durchaus positiv zu bewerten gewesen sei. Dass man in der Schule wohnt ( = Schoolhoming), ging der Klasse dann doch zu weit, aber man war sich darüber einig, dass Schule nicht nur Unterricht bedeutet, sondern glücklicherweise auch das Leben darum herum meint. Und genau deshalb war die Theatervorstellung im Klassenzimmer in Zeiten von Unterricht mit Maske, Lüften, Testungen und Co. wichtig.
Kerstin Scharwies