ADOLF GÖTZ – 25 JAHRE KOMPONIST

Der Musiklehrer unserer Schule, Herr Fachoberlehrer Adolf Götz, erfuhr im Frühjahr 1982 zu seinem 25jährigen Jubiläum als Komponist – zugleich als Leiter des 30 Jahre bestehenden „Akkordeonorchesters Hersbruck“ – durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, an ihrer Spitze Herr Regierungspräsident Heinrich von Mosch, hohe Anerkennung seines kompositorischen Schaffens und seines erfolgreichen internationalen Engagements. Seine erzieherische und musische Jugendarbeit im Dienste der Völkerverständigung würdigte Frau Bundesminister Dr. Hildegard Hamm-Brücher, und zu den Gratulanten aus dem Heimatbereich gehörten Herr Landrat Lange und Herr Bürgermeister Endres.
Ihnen schließen sich heute Schulleitung, Personalrat, Lehrer und Schüler sowie der Elternbeirat der Johannes-Scharrer-Realschule Hersbruck an, die sich über die Erfolge und die Ehrung ihres Kollegen und Musiklehrers mitfreuen. Denn sein vielseitiges Wirken kommt nicht nur direkt aus der Lehrtätigkeit, sondern auch indirekt unserer Schule zugute.

Dabei erinnern wir uns mancher Höhepunkte bei der musischen Mitgestaltung des schulischen Lebens in Feiern verschiedener Art durch Schulchor, Instrumentalgruppen, Bläser und Akkordeonorchester. Als große Ereignisse solcher Art, als Früchte fleißiger und einsatzfreudiger Arbeit des Chorleiters und a11er Mitwirkenden, aber auch des Organisationstalents und Ideenreichtums von FOL Götz seien nur auszugsweise in Erinnerung gerufen die Einweihungsfeier der Schule 1971; Serenaden (1972 und 1973), Musikfeste mittelfränkischer Realschulen in Erlangen (1976) und Neustadt/Aisch (1980); „Musik und- Spiel aus Franken“ anläßlich der 1000-Jahr-Feier der Stadt Hersbruck (1976); Rundfunkaufnahme des Schulchors mit der von A. Götz komponierten Kantate „Fränkische Handwerksleut“ für die Sendung „Schüler singen Musik fränkischer Komponisten“ (1976); „Die Zeller Weihnacht“ von Paul Burkhard (1977); Chorwettbewerb „Bayerns Jugend singt“ (1979 Teilnahme bis auf Regierungsbezirksebene); Festabend zum zehnjährigen Bestehen der Schule (1979). Uber den hiesigen Schulbereich hinaus soll schließlich die Berufung von Herrn Götz in den Arbeitskreis „Curricularer Lehrplan Musik“ am Staatsinstitut für Schu1pädagogik sowie zum Fachberater für Musik beim Ministerialbeauftragten für die Realschulen in Mittelfranken nicht unerwähnt bleiben.
Wir gratulieren Herrn Adolf Götz herzlich zu seinem Jubiläum als Komponist und wünschen ihm viel Kraft zu weiterem Wirken!

CARL ORFF – 1895 – 1982

Im musikalischen Teil unserer diesjährigen Schulschlußfeier bieten Schulchor und Orff-Gruppe Stücke aus dem „Schulwerk“ des für die Musikerziehung bedeutenden Komponisten Carl Orff, der in diesem Jahr im Alter von 87 Jahren gestorben ist.
Zum Verständnis seines Schaffens möge der nachstehende Beitrag dienen.
Carl Orff, qeboren am 10. Juli 1895 in München, ist eine der ganz großen Künstlerpersönlichkeiten unseres Jahrhunderts. Bereits mit 5 Jahren erhielt er Musikunterricht für Klavier, Orgel und Cello. Zunächst studierte er an der Akademie für Tonkunst in seiner Vaterstadt, dann arbeitete er als Korrepetitor und Kapellmeister in München, Mannheim und Darmstadt.
Doch dann springt er aus der üblichen Musikerkarriere und gründet in München eine Bewegungs- und Tanzschule, wo er experimentieren kann. Er entwickelt seine eigenen Theorien über das rhythmische Grundelement jeder Musikalität, er findet Zusammenhänge zwischen Geste und Sprache und Musik, die seit Jahrhunderten verschüttet sind und für die gehemmten Menschen unserer Spätzivilisation eine ungeahnte Befreiung bewirken.
Während dieser Zeit entwickelt er zusammen mit dem Klavierbauer Maendler ein einfaches Melodie- und Rhythmusinstrumenta-rium, wie z.B. Handtrommeln, Tambourin, Cymbeln, Triangeln, Rasseln, Glockenspiel, Xylophon usw., welches heute als „Orff-Instrumentarium“ ein weltweiter Begriff ist.
Schon 1930 – 1935 wagt er es erstmals, im „Schulwerk“ seine musikpädagogischen Gedanken und Versuche darzustellen.
1955 ernannte man ihn zum Dr. phil.h.c. der Universität Tübingen, 1956 wurde er Mitglied im Orden „Pour le Merite“ in der Friedensbewegung.

Sein Schaffen läßt sich in drei Perioden gliedern:
1. Phase: Erstfassung des Schulwerkes; Kantaten auf Texte von Brecht und Werfel; Beschäftigung mit älterer Musik, wie z.B. mit Monteverdi, wodurch er zur szenischen Kantate angeregt wird.
Höhepunkt der mittleren Phase ist die „Carmina Burana“, jene profanen Gesänge für Soli, Chor und Instrumente nach mittelalterlichen Gedichten und Liedernaus dem Kloster Benediktbeuern. Orff ergänzte die Carmina burana durch die „Catulli Carmina“ und „II trionfo die Afrodite“ zu einem Triptychon. Auch entstanden in dieser Phase die Opern „Der Mond“(1939) und „Die Kluge“ (1943).
In der dritten Phase hat Orff oft Stoffe antiker Tragödien zugrunde gelegt, wie etwa bei seinen Opern „Antigonae“ (1949) und „Oedipus der Tyrann“ (1959). Aber wiederum auch historische Stoffe aus Bayern, wie „Die Bernauerin“ (1945), „Astutuli“ (1946), das Osterspiel (1957) und das Weihnachtsspiel (1960). Mit dem „Spiel vom Ende der Zeiten“ (1973 Uraufführung in Salzburg) erreicht sein Schaffen einen Höhepunkt und gleichzeitig einen beeindruckenden Abschluß.
Es sind also Texte, die Orff inspirieren; es sind Rhythmus, Klang und Melodie von Worten, Sätzen und der Sinn, der Geist, der in ihnen wirksam wird. Häufig hat er die Texte selbst erfunden, selbst gestaltet oder zusammengebaut aus alten Quellen. Orff ist also nicht nur Komponist, er ist auch Dichter. Diese Doppelbegabung führt von selbst zur Szene, zum Theater. Fachleute haben Orff den Erneuerer des musikalischen Theaters genannt.
Orffs Name ist auch mit der Musikerziehung verknüpft. Das „Orff-Schulwerk“ hat die Musikpädagogik des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflußt. Früher als viele andere hat Orff gesagt, daß die Liebe zur Musik in einer frühen Begegnung der kleinen Kinder mit Singen, Tanzen und Auf-I nstrumenten-Spie1en angelegt wird. Er ist der Vater der musikalischen Früherziehung, wenn er es auch nicht so genannt hat. Zwar gibt es Xylophone, Trommeln und Rasseln seit Jahrtausenden in allen Teilen der Welt – Orff hat die sogenannten Orff-Instrumente nicht erfunden, sie wurden nach ihm benannt, weil er sie als elementare Instrumente zum frühen Musizieren wiederentdeckt und weil er durchgesetzt hat, daß sie im Kindergarten und in der Schule, in der Musikschule und in der musikalischen Sozial- und Heilpädagogik verwendet werden. Damit wurde in der Schulmusik dem Singen die instrumentale Dimension hinzugefügt.
Dabei möchte Carl Orff seine Modelle von Liedern und Stücken gar nicht als Partituren verstanden wissen, welche „werkgetreu“ zu interpretieren sind, sondern seine Modelle sind in der elementaren Musikerziehung Ausgangspunkt für ein lebendiges, alle produktiven Beiträge der Kinder einzubeziehendes Improvisieren und Gestalten.

Adolf Götz, Fachoberlehrer