Schüleraustausch mit arabischer Schule in Israel

Im Rahmen einer Schüleraustauschbegegnung zwischen der Johannes-Scharrer-Realschule Hersbruck und der Dabburiya High-School/Israel besuchte eine Gruppe von 16 Hersbrucker Realschülern Israel und verbrachte dort zwei Wochen bei arabischen Familien in Dabburiya. So heißt ein arabisches Dorf mit etwa 6000 Einwohnern am Fuße des Berges Tabor, in der Nähe von Nazareth.

Nach der Landung in Tel Aviv brachten die Gastgeber ihre deutschen Gäste zu ihren Familien. Sehr herzlich war die Aufnahme, und in kürzester Zeit wurden die 10 Mädchen und 6 Jungen aus Deutschland als
Familienmitglieder betrachtet. Dadurch konnte man arabische Sitten und Lebensgewohnheiten miterleben. Ausgezeichnet schmeckte, was die arabische Küche an Delikatessen zu bieten hatte. Man versuchte z. B. „Chumus“, einen feingewürzten Brei aus gemahlenen Kichererbsen, oder „Techina“, einen würzigen Brei aus gemahlenen Sesamkörnern, in den Brocken von „Pita“, dem arabischen Fladenbrot eingetaucht werden. Auch „Fallafel“, kleine in Öl gebratene Bällchen aus gewürztem Bohnenbrei, „Mousaka“ (Fleischgericht mit Auberginen, Zwiebeln und Petersilie) und Schawarma (am Rost gebratenes Lammfleisch) wurden ebenso probiert wie Shislick, ein Fleischspieß, oder Kabab (Hackfleischklößchen).

Ein recht abwechslungsreiches Programm füllte die Tage aus. Ein Besuch in der Dabburiya High-School und in der Junior-High-School zeigte, daß der Fächerkanon breit angelegt ist, von Hebräisch, Arabisch und Englisch hin bis zu Informatik und Elektronik.
Recht informativ war auch der Besuch eines Kibbuzes („En Dor“). Diese kollektive Siedlungsform, die dorfähnlichen Charakter hat, in dem es aber keinen Privatbesitz gibt, unterhielt neben intensiv betriebener Landwirtschaft auch Fabriken für elektrotechnische Produkte. Jedes Kibbuz-Mitglied stellt seine Arbeitskraft in den Dienst der Gemeinschaft und erhält dafür Wohnung, Nahrung in einer Art „Dorfkantine“, Bekleidung und Geld für andere Lebensnotwendigkeiten. Genossenschaftlich organisiert war der Moshav Kfar Tavor, eine dem Kibbuz verwandte Siedlungsform.

Beeindruckend war natürlich auch der Besuch der „Heiligen Stätten“ in Nazareth (Verkündigungskirche), Bethlehem (Geburtsgrotte), Jerusalem (Ölberg, Grabeskirche), Kapernaum, Tabgha (Wunder der Brotvermehrung), Kana (Hochzeit zu Kana). Man bestieg natürlich auch den Berg Tabor und suchte auch die Stelle am Jordan auf, wo sich die Taufe Jesu vollzogen haben soll. Unvergeßlich blieb auch der Besuch historisch bedeutender Stätten, wie der Kreuzfahrerbauten in Akko oder der Ruinen von Megiddo, einer Festung an einer strategisch wichtigen Verbindungslinie zwischen Ägypten und Mesopotamien, der „Via maris“. Die Ausgrabungen von Cäsarea oder der Aufstieg zur Felsenfestung Massada ließen Spuren der Geschichte erahnen. Nicht entgehen ließ man sich natürlich auch ein Bad im See Genezareth, ebenso wie im Mittelmehr oder im Toten Meer, in dem sich ja bekanntlich auch Nichtschwimmer wohlfühlen können, da es auf Grund eines Salzgehalts von 30 % unmöglich ist unterzugehen.
Auf Schritt und Tritt wurde man natürlich mit der politischen Lage Israels konfrontiert, überall begegnete man Militärkonvois, nicht nur im Nordosten zum Libanon und in Rosh Hanikra, dem nördlichsten Punkt Israels am Mittelmeer, sondern vor allem bei einer Fahrt durch die von Israel annektierte „Westbank“ (Westjordanland).
Unterschiedliche Stadtanlagen verwirren den Besucher: Tel Aviv mit europäisch anmutendem Gesicht, Akko und Nazareth mit typisch arabischem Charakter mit Basaren, bunten Einkaufsmärkten, Moscheen, Haifa, der größten Hafenstadt Israels als Industriezentrum, oder Jerusalem, eine Mischung aus christlicher Tradition, jüdischer Geschichte („Klagemauer“) und arabisch-mohammedanischem Lebensstil (Felsendom). Doch trotz all diesen unvergeßlichen Eindrücken dieses „Vielvölkerstaates“ Israel blieb das beherrschende Element dieser Reise die Begegnung mit der palästinenischen Bevölkerung, ihrer überzeugenden Gastfreundschaft. Durch das Zusammenleben mit den arabischen Jugendlichen, ihrem noch sehr von orientalisch-konservativen Elementen geprägten Lebensstil, ihren modern und dynamisch anmutenden Zukunftsplänen, wurde für alle Teilnehmer der Reise auch die Sehnsucht und die Entschlossenheit zur Schaffung eines palästinensischen Staates und zur Gleichberechtigung der arabischen Bevölkerung in Israel verständlich.

Mitte Juli kam dann eine 18köpfige Delegation aus Dabburiya nach Hersbruck, um für zwei Wochen Land und Leute in Bayern kennenzulernen.

Josef Lobenhofer, Realschulkonrektor