Festabend anläßlich des 200. Geburtstags von Johannes Scharrer

Schulchronik (1969 – 1992)

Am 9. Juni 1967 beschloß der Kreistag des früheren Landkreises Hersbruck, eine staatliche Realschule zu gründen und die Sachträgerschaft dafür zu übernehmen. Bereits im September 1968 wurden in zwei Räumen des Hersbrucker Stadtbades zwei Realschulklassen eingerichtet. Den Unterricht für die 40 Mädchen und 34 Knaben übernahmen Lehrkräfte der Staatlichen Realschule Lauf. Am 1. August 1969 errichtete das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus in Hersbruck eine selbständige Realschule für Knaben und Mädchen. Cründungsrektor wurde Dr. Hermann Gogarten. Mit sechs hauptamtlichen und elf nebenamtlichen bzw. nebenberuflichen Lehrkräften begann am 11. September 1969 der Unterricht für 177 Schüler (99 Mädchen, 78 Knaben) in fünf Klassen.

Noch im September 1969 erfolgte der erste Spatenstich und am 09.12.1969 die feierliche Grundsteinlegung zum Neubau der Realschule. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste wurde die Schule am 17. September 1971 eingeweiht.
Inzwischen war die Schülerzahl auf 436 angestiegen. Ursprünglich für 16 Klassen geplant und ausgestattet, mußte das Haus im Schuljahr 1975/76 bereits rund 600 Schülern in 19 Klassen Raum bieten. Die größte Schülerzahl, nämlich rund 700, wurde im Schuljahr 1979/80 erreicht. Nach dem Umbau der Realschule Lauf erfolgte ein langsamer Rückgang; während der letzten zehn Jahre blieb die Schülerzahl im wesentlichen bei etwa 500 (Knaben und Mädchen) konstant. Im Rahmen der 1000-Jahr-Feier der Stadt Hersbruck 1976 beantragte Dr. Gogarten beim Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus den Namen Johannes-Scharrer-Realschule. Diesem Wunsch wurde am 20.04.1977 entsprochen.

siehe Beitrag:  Verleihung unseres Schulnamens (20.04.1977)

Die musische Erziehung war an der Realschule Hersbruck von Anfang an ein zentrales Anliegen. Dies wurde schon bei der ersten Weihnachtsfeier im Dezember 1970 deutlich. Die Presse berichtete von einer beachtlichen Gemeinschaftsleistung, die durch die Begeisterung von Schülern und Lehrern ermöglicht wurde. Regelmäßige Theaterfahrten nach Nürnberg, gelegentlich sogar nach München, ereicherten stets den Schulalltag. Soweit es die personelle Situation im Kollegium erlaubte, wurde das Wahlfach Schulspiel angeboten. Daß die Begeisterung des „Oberspielleiters“ – meist war dies StR Bomhard – ein bemerkenswertes Echo fand, bewiesen z. B. die Aufführungen von 1979 – „Der gestiefelte Kater“ – und besonders diejenige von 1983, als Fernando Arrabals Antikriegsstück „Picknick im Felde“ in Szene gesetzt wurde. Die erste Veranstaltung – „Die Zeller Weihnacht“ -, die vielfältige musische Talente mobilisierte, fand im Dezember 1977 statt. Aus der Orgelpartitur des Schweizer Komponisten Paul Burkhard schuf FOL A. Götz eine Orchesterfassung, die den musikalischen Talenten unserer Schüler gerecht wurde. Neben dem Schulchor und dem verstärkten Schulorchester unter Leitung von FOL Götz wirkten auch Gesangssolisten und Sprecher mit. Kulissen, Kostüme und zahlreiche Requisiten waren von FOLin Burk entworfen und mit Schülern gestaltet worden.
Auch über den engeren Bereich der Schule hinaus wurden die musikalischen Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler gewürdigt. Seit 1976 beteiligt sich FOL Götz mit dem Schulchor an dem Musikfest der mittelfränkischen Realschulen, das alle vier Jahre stattfindet.
Hervorgehoben sei die Veranstaltung vom Juni 1989 in der Stadthalle Fürth. Chor und Orchester unserer Schule eröffneten das Fest mit der sommerlichen Kantate „Hoch im Blau die Wolken stehn“ von Paul Zoll, arrangiert von FOL Götz. Nach Meinung der Presse wurden damit hohe Maßstäbe für die gesamte Veranstaltung gesetzt. In einer Ausstellung im Foyer konnten die Besucher außerdem gelungene Schülerarbeiten aus dem Fach Textilarbeit bewundern.
Der Unterricht im Fach Kunst gibt begabten und interessierten Schülern der 7. Jahrgangsstufe vielfältige Anregungen und Möglichkeiten, ihr Talent zu entwickeln. Dazu trägt auch das Kennenlernen bedeutender Kunstwerke bei. Wichtige Ausstellungen im Germanischen Museum Nürnberg besuchen die Schüler im Rahmen des Kunstunterrichts. Präsentationen der Sammlung Thyssen-Bornemisza oder der Sammlung Ludwig können stellvertretend genannt werden.

Johannes Scharrer

Der Festabend anläßlich des 200. Geburtstags von Johannes Scharrer im Mai 1985 fand in der Öffentlichkeit besondere Beachtung. Neben zahlreichen Ehrengästen, unter ihnen Frau Julie Scharrer, die Ur-Ur-Enkelin von Johannes Scharrer, konnte RSR Müller, dem ab 1980 die Schulleitung übertragen worden war, fast 1 000 Besucher begrüßen.

Da Johannes Scharrer als Bürgermeister von Nürnberg ein lebhafter Befürworter des Eisenbahnbaus in Deutschland war, lag es nahe, das 150jährige Bahnjubiläum bei der Geburtstagsfeier ebenfalls zu würdigen. Während die Festreden Leben und Bedeutung von Johannes Scharrer darstellten, gab die Eisenbahn das musikalische Signal. Neben der Uraufführung von zwei eigenen Orchesterwerken brachte FOL Götz noch ein Kindermusical, die Dampflok-Story, auf die Bühne. Als zum Schlußchor eine Garteneisenbahn durch den Saal rollte, kannte der Jubel der Festgäste kaum eine Grenze.
Natürlich wurde im Schulleben auch dem Sport der gebührende Platz eingeräumt. Die Bundesjugendspiele und ein Skikurs für die 8. Klassen gehörten von Anfang an zum festen Repertoire. 1985 stiftete die Sparkasse Hersbruck den Scharrer-Pokal, um den sich die Schulmannschaften von Hauptschule, Realschule und Gymnasium in einem Fußballturnier bewerben können. Bereits 1988 hatte unsere Knabenmannschaft die begehrte Trophäe dreimal in Folge gewonnen.
Hervorragend bewährte sich die Handballmannschaft der Mädchen 1978 im Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Über die mittelfränkische, nordbayerisehe und bayerische Meisterschaft der 13- bis 14jährigen qualifizierten sich die Schützlinge von Frau Ruth Oertel für das Bundesfinale in Berlin. Unter 12 Ländervertretungen der Bundesrepublik erkämpften sich unsere Mädchen die Bronzemedaille.
Daß die Realschule auch Gelegenheit gibt, für das Leben zu lernen, beweist sie seit dem Schuljahr 1987/88. Schülerinnen und Schülern wird ein freiwilliges Betriebspraktikum während der Oster- oder der Pfingstferien angeboten. Diese „Schnupperlehre“ gibt die Möglichkeit, den Berufsalltag zu erleben, sich selbst zu erproben und den Berufwunsch in der Praxis zu überprüfen.
Die Begegnung mit anderen Menschen erweitert den Horizont. Eine Schulpartnerschaft bietet dazu eine jugendgemäße Chance. Unmittelbar nach der Grenzöffnung 1989 gelang es auf Initiative von RSR Mückl, der 1987 die Schulleitung übernommen hatte, eine innerdeutsche Schulpartnerschaft zwischen der Realschule Hersbruck und der Oberschule in Niederbobritzsch (Kreis Freiberg) zu begründen. Besuch und Gegenbesuch in den Jahren 1991 und 1992 trugen dazu bei, im Rahmen eines Familienaufenthalts, Kontakte zu knüpfen.
Weit ehrgeiziger und wohl auch langfristiger angelegt ist unsere internationale Schulpartnerschaft mit der Dabburiya-High-School in Israel, die seit 1992 besteht. Seit einiger Zeit laufen auch Verhandlungen mit der slowakischen Schule in Poprad wegen eines Schüleraustausches.
Neben diesen Erziehungs- und Bildungsaufgaben leistete die Johannes-Scharrer-Realschule Hersbruck auch ihren Beitrag bei der Lehrerausbildung.
Durch Dekrete vom 24.08.1971 und 02.05.1972 bestimmte das Ministerium die Staatliche Realschule Hersbruck zur Seminarschule für die Fächerverbindungen Mathematik/Physik (M/Ph) und Englisch/Französisch (E/F). Zum Seminarleiter wurde Schulleiter Dr. Hermann Gogarten bestellt; als Seminarlehrer waren die Studienräte Rudolf Stübing (M), Peter Hein (Ph), Richard Müller (E), Klaus Bracher (F) und ab 1973/74 Mathias Kuschel (M) eingesetzt, aber auch die Fachkolleginnen und -kollegen dieser Ausbildungsfächer und indirekt das gesamte Kollegium. Für alle bedeutete die Gestaltung der Seminaraufgaben von Lehrdarbietungen und Lehrübungen bis zu Seminartagen und Lehrproben eine Herausforderung zu flexibler und verständnisvoller Zusammenarbeit in dem notwendigen und anspruchsvollen Auftrag.
Allen war mit großer Anerkennung zu danken, daß sie das Ansehen und den guten Ruf der Johannes-Scharrer-Realschule Hersbruck auch im Bereich der Ausbildung des Lehrernachwuchses gefördert haben. Vom September 1971 bis zum Februar 1978 war die Hersbrucker Seminarschule für 42 Studienreferendare(innen) der Fächer Mathematik/Physik und 36 in Englisch/Französisch zu einer wichtigen Station auf ihrem Weg zum Lehrberuf geworden. Ab 1978/79 wurde die Schule im Rahmen der neugestalteten Lehrerbildung mit der Durchführung schulpädagogischer und fachdidaktischer Praktika beauftragt, und zwar in den Fächern Englisch (RSK Müller), Geschichte (StR Albrecht Bomhard), Biologie StRin Helga Kempf-Geiger), Chemie (StR Manfred Hager), Mathematik (StR Mathias Kuschel) und Wirtschaftswissenschaften (StR Rolf Bernritter).
Der weiteren Entwicklung der Johannes-Scharrer-Realschule Hersbruck kann man zuversichtlich entgegenblicken.

StRin S. Krug

Aus der vierstufigen Realschule mit 439 Schülern in 12 Klassen (1971) wurde eine sechsstufige Realschule mit heute über 800 Schülern in vier bis sechs Klassen pro Jahrgang.